Der ehemalige Schwimmmeister des Strandbades, Herr Wilfried Krause, erzählt aus seinen Erinnerungen

Zu den wenigen nach der Wende erhaltenen Einrichtungen gehört unser Standbad und zu den am längsten im Strandbad tätigen Schwimmmeistern gehört Herr Wilfried Krause.

Über die „Wochenpost“ erfuhr der gebürtige Naumburger vom Stellenangebot und bewarb sich beim damaligen Rat der Gemeinde. Er wurde eingestellt und begann seine Tätigkeit am 6.5.1974, die er bis 16.7.1988 (mit zwei Jahren Unterbrechung als Erzieher im VEG) ausübte.

Am Anfang, so erzählte er mir, war es gar nicht so einfach, sich als 21jähriger, besonders bei den Jugendlichen durchzusetzen. Sein Name war ja in Aga noch nicht bekannt. So erhielt er einmal Post, die an den Bademeister von Aga adressiert war - und ankam! Durch die Ausbildung und den Einsatz von Rettungsschwimmern bekam er aber schnell Kontakt zur Jugend. Das war auch nötig, denn die Besucherrekorde lagen in seiner Amtszeit bis zu 100.000 pro Saison und 15.000 am Wochenende.

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Das Strandbad war auch Arbeitgeber für viele Agaer: Anni Grasse und Elly Leber an der Kasse. Frau Zielsdorf und Ella Bergmann in der Garderobe und Gertrud Junghans auf dem Parkplatz.

Während der Amtszeit von Herrn Krause gab es noch keinen hauptamtlichen Platzwart, so dass er für Arbeiten wie Rasen mähen, Papier aufsammeln, Zaun reparieren und andere Tätigkeiten immer auf die Hilfe von Bürgern aus dem Ort angewiesen war. Die gab es auch, besonders durch Herrn Arthur Paul, Kurt Müller, Kurt Funke, Karl-Heinz Melzer u.a.

Neben Amüsantem gab es auch Trauriges während seiner Amtszeit. Einen bulgarischen Jugendlichen versagte das Herz beim Schwimmen, ein Zeltler erlitt eine Herzattacke. Zwei Kinder, deren Eltern ihre Aufsichtspflicht verletzt hatten, konnten durch das beherzte Eingreifen des Schwimmmeisters gerettet werden.

Im Strandbad fanden auch viele Höhepunkte statt: Strandfeste, Freilichtkino, AWO-Treffen (Motorrad), die Wismut feierte Betriebsfeste, die NVA (Armee) absolvierte ihren Dienstsport (Kleiderschwimmen) u.a.
Vielleicht könnten auch heute wieder ähnliche Highlights stattfinden.

Wenn man so lange beruflich Kontakt zu so vielen Menschen hat, gibt es natürlich Episoden, an die man sich auch im Nachhinein gern erinnert, über die man schmunzelt. Ich will einen kleinen Einblick in die „Erlebniswelt“ des Schwimmmeisters (offizielle Berufsbezeichnung) geben:

SchwimmmeisterKrauseEine Frau rief ihren Mann, der am Ufer stand, um Hilfe. Dabei war sie dem Ufer schon so nah, dass sie hätte stehen können. - Sicher ist eben sicher!
Eine junge Frau sprach nach erotischen „Spielen“ mit ihrem Freund im Wasser den Schwimmmeister an. Dabei bemerkte sie nicht, dass ihr BH verrutscht war und eine Brust entblößte. Peinlich, peinlich. Obwohl das heute sicher kein Problem mehr wäre.

Ein Schüler schwamm vormittags im Bad. Als ihn Herr Krause fragte, ob er denn keinen Unterricht habe, antwortete er: „Die haben mich heim geschickt, ich kann in Mathe schon alles.“ Herr Krause wusste natürlich, dass das nicht stimmte.

Ein junger Mann rutschte bei Verlassen des Bades auf dem feuchten Rasen aus und verdrehte sich das Knie. Ein Rettungswagen musste kommen. Später traf Herr Krause den Fahrer des Sankra und fragte, wie es denn dem Verletzten gehe. Darauf antwortete der: „Ich bin in Reichenbach durch ein Schlagloch gefahren, da war das Knie wieder eingerenkt.“ Wozu doch Schlaglöcher manchmal gut sind!

Die erste Umkleidekabine entstand in einem geräumten Schweinestall. Die Türen der Kabinen hatten im unteren Bereich Luftschlitze, durch die man mit einem Spiegel gucken konnte. Wer dabei ertappt wurde, erhielt Badverbot.
Als Herr Müller einmal Müll in den dafür vorgesehenen Container werfen wollte, rief eine Stimme von innen: „Ich bin hier, nichts reinwerfen!“ Der Mann hatte Essensreste für seine Tiere gesucht und Herrn Müller mächtig erschreckt.

 

Historie Strandbad

1931 verpachtete der damalige Ökonomierat Vogel den in der Flur Kleinaga gelegenen Tagebausee der früheren Grube „Jäge“ (Torfabbau) an die Gemeinde Kleinaga zum Betrieb eines Stand- und Sommerbades.
Im Juni 1931 wird das Strandbad eröffnet.
1955 wird im ehemaligen Strandbad eine Schweinemastanlage mit sieben großen Ställen errichtet.
1968 wurde das Strandbad wieder eröffnet.
1992 pachtete Herr Robert Helmer die Anlage, die er bis heute noch betreibt.